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Schneeschuhwandern: Sicher unterwegs auf großem Fuß
10.12.2024
Schneeschuhwandern ist eine entschleunigende Bergsportdisziplin. Als Natursport bietet es große Chancen für Gesundheit, Gemeinschaft und Erlebnisse.
Wenn du die folgenden 10 Empfehlungen der alpinen Vereine beachtest, kannst du deine Tour relativ sicher in vollen Zügen genießen.
1. Gesund und fit in die Berge
Schneeschuhtouren sind Ausdauersport. Die wertvollen Belastungsreize für Herz, Kreislauf und Muskeln setzen Gesundheit und eine ehrliche Selbsteinschätzung voraus. Vermeide Zeitdruck und wähle das Tempo so, dass niemand in deiner Gruppe außer Atem kommt.
Der plötzliche Herztod („Herzinfarkt“) ist eine der häufigsten Todesursache im Bergsport. So kannst du dein Risiko senken:
- Du hältst dich fit durch regelmäßige sportliche Aktivität.
- Du vermeidest ungewohnte und lange Belastungen – besonders am ersten Tag.
- Du gehst langsam los und vermeidest starke Anstrengung (Walk & Talk-Methode).
- Wassermangel und Unterzucker vermeidest du durch regelmäßige Nahrungsaufnahme.
- Bei grippalem Infekt oder Verkühlung bleibst du zu Hause und kurierst dich aus.
- Warnsignale, wie anhaltende Atemnot, Herzrasen, Brustschmerzen oder Übelkeit nimmst du ernst: Tour und Training abbrechen. Frühzeitig Notruf absetzen.
- Bei Herzkreislauf-, Atemwegs-, Stoffwechselerkrankungen hol dir Rat bei einem Sportarzt.
Um deine Ausdauer für Schneeschuhtouren zu trainieren bzw. zu verbessern, gibt es viele Möglichkeiten wie Nordic Walking, Laufsport, Radfahren,… Alltagserledigungen verbindest du mit Aktivität: Treppe statt Fahrstuhl, Fahrrad statt PKW. Geschenkte Trainingszeiten sind die zurückgelegten Wege zum Arbeitsplatz oder zum öffentlichen Verkehrsmittel.
Entscheidend für den Trainingseffekt sind Regelmäßigkeit und richtige Intensität: Wenn du dich während des Trainings noch unterhalten kannst, ist die Intensität auf keinen Fall zu hoch. Belaste dich so, dass du am Ende des Trainings nicht erschöpft bist und noch über Reserven verfügst. Günstige Trainingsbereiche für ein Ausdauertraining liegen zwischen 60 und 80 % der maximalen Herzfrequenz: Maximale Herzfrequenz = 220 minus Lebensalter. Für ein optimales Training innerhalb der individuellen Belastungsgrenzen ist eine Pulsuhr zum Messen der Herzfrequenz hilfreich.
Kraft ist für alle sportlichen Aktivitäten ein wichtiger Faktor. Was du beim Schneeschuhwandern brauchst, isteine gute Stabilität im Rumpfbereich (Wirbelsäule stabilisierende Muskelgruppen), sowie ausreichende Kraftausdauer im Bein- und Hüftbereich. Eine gute Sensibilität der tiefen Muskulatur, vor allem im Bein- und Fußbereich ist verantwortlich für die Stabilität des Knie- und Sprunggelenks.
2. Sorgfältige Planung
Wanderkarten, Führerliteratur, Internet und Experten informieren über Routenverlauf, Länge, Höhendifferenz und die aktuellen Verhältnisse. Besondere Beachtung verdient der Wetterbericht, da Kälte, Wind und schlechte Sicht das Risiko stark erhöhen. Handle eigenverantwortlich: Passt die Tour zu meinem Können?
Eine sorgfältige Vorbereitung ist das A und O einer genussvollen und sicheren Schneeschuhwanderung und schützt dich vor unliebsamen Überraschungen. Bedenke, dass die auf Tour laufend überprüft werden muss. Die Planung eines Ausweichziels („Plan B“) erleichtert es, bei ungünstigen Verhältnissen flexibel zu reagieren. Die folgende Checkliste hilft dir, im Vorfeld die relevanten Informationen zu sammeln:
Tour?
- Informiere dich über Schwierigkeit, Distanz, Höhenmeter und Steilheit des Geländes.
- Spezielle Tourenportale unterstützen deine Planung und Navigation.
- Gibt es Bereiche mit Absturzgefahr?
- Sind steile Hänge, harte Wind- und Schmelzharschdeckel, vereiste Bäche zu meistern?
- Achte auch auf Exposition und Geländeformen (Graben, Rücken, Flanke).
Wetter, Lawinen, aktuelle Verhältnisse?
- Passt deine geplante Tour zur Wetter- und Lawinenprognose?
- Weißt du über die aktuellen Verhältnisse Bescheid bzw. ist deine Tour darauf angepasst?
Gruppe?
- Sind alle Teilnehmer der Tour gesundheitlich, konditionell und technisch gewachsen?
Ausrüstung?
- Alle Teilnehmer haben eine Lawinen-Notfallausrüstung bestehend aus LVS-Gerät, Schaufel und Sonde mit dabei und können damit umgehen.
- Für den Notfall sind Biwaksack, Erste-Hilfe-Paket, Mobiltelefon und Stirnlampe mit dabei.
Tipp: Als Richtwert zur Berechnung der Gehzeit bei Schneeschuhwanderungen kannst du folgendes annehmen: 300 Hm/ h für den Aufstieg und 3 km/ h für die horizontale Distanz. Für den Abstieg rechnen wir mit 500 Hm/ h. Achtung: Die tatsächliche Gehzeit kann je nach Verhältnissen, Wetter, Komplexität des Geländes und der Gruppe stark variieren.
3. Vollständige Ausrüstung
Passe deine Ausrüstung den winterlichen Verhältnissen und dem konkreten Tourenziel an. Abseits von gesicherten Wanderwegen sind LVS-Gerät, Sonde und Schaufel sowie ihre sichere Handhabung Standard. Ebenso Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack und Mobiltelefon (Euro-Notruf 112). Karte und App und GPS unterstützen die Orientierung. Die Schneeschuhe sind das Herzstück deiner Ausrüstung. Sie dienen als Auflagefläche, um das Einsinken im Schnee zu verhindern bzw. zu reduzieren. Achte dabei auf die richtige Größe, die Bauart (Alurohrrahmen, Metallrahmen, Plastik), eine effiziente, leicht zu bedienende Bindung und wähle ein für dich (und dein Geschlecht) geeignetes Modell. größerer Schneeschuhe erleichtert die Spurarbeit im Tiefschnee.
Die Bauart betreffend unterscheiden wir zwischen Rahmenmodellen aus Alurohr (a.) oder Aluprofil (b.) mit Kunststoffverdeck und Plattenmodellen aus Hartplastik (c.). Rohrrahmenmodelle sind beliebte Universalgeräte mit hohem Gehkomfort und daher insbesondere im Hochwinter bei Tiefschnee ideal. Profilrahmen- und Plastikmodelle spielen ihre Vorteile bei härterer Schneeoberfläche aus und sind daher primär für Touren über der Baumgrenze geeignet. Bei Plastikmodellen ist die Bewegungsfreiheit der Bindung und demnach der Gehkomfort etwas eingeschränkt. Die meisten Schneeschuhe haben integrierte Steighilfen, die man im steileren Gelände aufklappen kann. Aggressiver ausgeführte Harschkrallen an der Unterseite der Schneeschuhe erleichtern das Gehen auf harter Unterlage und im steileren Gelände und verleihen bei Querungen mehr Stabilität.
4. Lawinensituation
Informiere dich vor der Tour eingehend über die Lawinengefahr! Wie hoch ist die Gefahrenstufe, wo sind die Gefahrenstellen, was sind die aktuellen Lawinenprobleme? Verzichte auf Touren bei Gefahrenstufe 4 oder 5. Neuschnee, Triebschnee, Altschnee, Nassschnee und Gleitschnee sind die fünf „Lawinenprobleme“. Diese weisen auf die vorherrschende Hauptgefahr. Typische Gefahrenstellen sind die angegebenen Höhenlagen und Expositionen, Steilhänge sowie steile Schattenhänge, triebschneegefüllte Rinnen und Mulden, kammnahe Steilhänge im Lee und die Übergänge von wenig zu viel Schnee.
5. Lawinenrisiko abwägen
Geschlossener, dicht bestockter Wald ist ein guter Lawinenschutz. Aber achte auf den Übergangsbereich zum freien Gelände und Waldschneisen. Stütze deine Entscheidungen auf strategische Methoden der Risikoeinschätzung und achte auf Gefahrenzeichen und Gefahrenstellen, wie z. B. Steilhänge und deren Auslaufbereich.
Das Einschätzen der Lawinengefahr im Gelände ist für alle schwierig. Weiche Gefahrenstellen aus und kehre im Zweifelsfall um.Herzstück jeder Strategie ist die Verknüpfung von Gefahrenstufe und Hangneigung. Faustregel zur Schätzung der Hangneigung: Ab 30° ist der Aufstieg mit Schneeschuhen sehr mühsam, mit Skiern würde man Beginnen, Spitzkehren zu machen, felsdurchsetztes Steilgelände ist mindestens 40° steil.
Beachte Gefahrenhinweise wie frische Lawinen, Windzeichen (Treibschnee), Setzungsgeräusche und -risse (Altschnee), intensive Strahlung und hohe Temperaturen und/ oder Regen (Nassschnee) sowie Fischmäuler (Gleitschnee). Selbst auf Forststraßen drohen Gefahren z. B. auf steilen Lichtungen, unter Kahlschlägen (in der Karte nicht erkennbar!) oder bei der Querung von Lawinengräben. Beachte Sperrungen von Winterwanderrouten.
6. Orientierung und Pausen
Orientiere dich laufend. Es ist wichtig, den Umgang mit Karte, Höhenmesser, App oder GPS zu beherrschen. Rechtzeitige Rast dient der Erholung und dem Genuss der Landschaft. Essen und Trinken sind notwendig, um Leistungsfähigkeit und Konzentration zu erhalten. Schneeschuhwandern erfordert sowohl im Wald als auch oberhalb der Baumgrenze gutes Orientierungsvermögen. Wegmarkierungen sind im Winter häufig nicht sichtbar, Wege auf freien Flächen (Lichtungen, Almen) unter der Schneedecke versteckt und in Bezug auf die Lawinengefahr im Winter nicht zwangsläufig die beste Routenwahl. Orientierungsverlust kann zu einer Blockade im Gelände führen, die in einer ungemütlichen, mitunter lebensbedrohlichen Biwaknacht enden kann.
Bei regelmäßigen Pausen kannst du auch die Landschaft genießen. Um dem erhöhten Kalorien- und Flüssigkeitsbedarf im Winter nachzukommen, empfiehlt es sich, ca. einmal pro Stunde Flüssigkeit und Kohlehydrate zu sich zu nehmen. Die Pausen zwischendurch sollten nicht länger als 10 Minuten dauern, um den Körper auf Betriebstemperatur zu halten und nicht auszukühlen. Achte auf lawinensichere und windgeschütze Rastplätze. Auch im Abstieg machen regelmäßige, kurze Pausen Sinn, um sich zu erholen und die Konzentration aufrecht zu erhalten.
7. Abstände einhalten
Abstände dienen der Entlastung der Schneedecke und der Schadensbegrenzung. Halte Entlastungsabstände von mind. 10 Metern beim Auf- und Abstieg in Steilhängen und im Auslaufbereich ein und quere Rinnen einzeln.
8. Absturzrisiko einschätzen
Steilhänge, hartgefrorene Schneedecke und felsdurchsetztes Gelände können bei Schneeschuhtouren und Winterwanderungen zu gefährlichen Situationen führen. Achte grundsätzlich auf eine harmonisch dem Gelände angepasste Spur. Diese ist angenehmer und kraftsparender zu begehen als eine steile und erhöht dadurch den Naturgenuss. Vermeide steile Direktanstiege und Querungen von Hängen, wo die Schneeschuhe wegen der freien Ferse an ihre Komfortgrenzen stoßen. Im steileren Gelände verwendest du bei harter Schneedecke die Frontalzacken der Harschkrallen. Im Tiefschnee kannst du den V-förmigen Duckstep einsetzen. Vermeide bei hart gefrorener Schneedecke steiles Gelände (mehr als 30 Grad) und exponierte Rücken. Halte ausreichend Abstand zu überwechteten Graten und Geländekanten. In Karstgebieten stellen verdeckte Dolinen vor allem bei geringmächtiger Schneedecke heimtückische Fallen dar.
9. Kleine Gruppen
Kleine Gruppen (bis max. 6 Personen) erhöhen die Sicherheit. Kommunikation mit anderen Wintersportlern und gegenseitige Rücksichtnahme verhindern gefährliche Situationen. In der Gruppe bleiben wir zusammen und nehmen auf Schwächere Rücksicht. Informiere vertraute Personen über Ziel, Route und Rückkehr. Achtung Alleingänger: Bereits kleine Zwischenfälle können zu ernsten Notlagen führen.
10. Respekt für Natur und Umwelt
Die Berge bieten einen wertvollen Freiraum zum Bewegen in einzigartiger Natur und Wildnis. Genieße diese Freiheit. Nimm Rücksicht auf Wildtiere, respektiere Fütterungen und Schutzgebiete und betrete keine Aufforstungsflächen. Zur Anreise Pkw-Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel verwenden. Unterstütze die alpinen Vereine in ihrem Bemühen, die Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten.
In offenen Hängen oberhalb der Baum- und Strauchgrenze leben im Winter nur wenige Wildtiere wie z. B. Steinböcke, Gämsen oder Alpenschneehühner. Hier kannst du dich frei bewegen. Meide jedoch felsige und schneefreie Flächen oder Geländerippen, denn Wildtiere suchen dort nach Nahrung. Je näher du in bewaldetes Gebiet vordringst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du Wildtiere aufscheuchst. Beachte Wildruhezonen und Wildschutzgebiete und führe Hunde an der Leine, insbesondere im Wald: Wildtiere flüchten vor freilaufenden Hunden. Meide längere Aufenthalte am Waldrand, denn hier halten sich Wildtiere besonders gerne auf. Kritisch sind Touren in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht mit Stirnlampe und bei Vollmond. All diese Aktivitäten beunruhigen die Tierwelt unnötig. Ihre Energiereserven sind im Winter nicht auf wiederholte Stress- und Fluchtsituationen ausgelegt, eine Störung kann zum Tod führen.
Diese 10 Empfehlungen zum Schneeschuhwandern wurden im CAA international abgestimmt und von der Mitgliederversammlung 2020 beschlossen.
Mitgliedsvereine des CAA: AVS, FFCAM, CAI, DAV, LAV, ÖAV, PZS, SAC.
Gesamtmitgliederzahl: 2,4 Millionen
Mehr dazu:
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Text- & Bildquelle: © ÖAV - Österreichischer Alpenverein / C. Szepfalusi