Expeditionen an den Rand der Welt

Auf knapp 8.000 Metern Seehöhe, ohne Sauerstoff, wo jeder Schritt einen Riesenkraftakt erfordert, ist Lukas Wörle seinem Ziel ganz nah: dem Gipfel des Broad Peak. Da entdeckt er dem Höhenträger Murtaza Sadpara im Schnee. Wörle zögert keine Sekunde. Er verzichtet auf seinen Gipfelsieg und hilft stattdessen dem höhenkranken Träger stundenlang aus der Todeszone nach unten ins Camp.

Schon von Kindesbeinen an zog es den Tiroler Lukas Wörle in die Berge. Inspiriert durch die Berichte seines Vaters über dessen Expeditionen in Nepal fasst er einen Entschluss: Er will einen Achttausender besteigen. Und das ohne Sauerstoff und ohne Hilfe durch Höhenträger. Nach jahrelanger Vorbereitung ist es 2022 so weit: Der junge Alpinist begibt sich auf den Weg zum Gasherbrum II. Auf der Gipfeletappe löst sich der Traum in Luft auf. Ein Schneesturm zwingt ihn dazu, umzukehren. Aber der Bergsteiger gibt nicht auf und wagt bereits im Folgejahr einen neuerlichen Vorstoß – wieder im Karakorum, dieses Mal auf den Broad Peak. Kurz vor seinem Ziel begegnet er dem im Sterben liegenden Höhenträger Murtaza Sadpara. Für ihn ist klar, dass er dem Höhenkranken helfen muss. Unter größter Anstrengung zerrt er Sadpara nach unten, seilt ihn ab, schiebt ihn – zunächst alleine, später mit der Hilfe eines anderen Bergsteigers – bis zum Camp 3, wo er ihn in die Obhut von Bergrettern übergibt, die Vater und Bruder vom Basecamp aus organisiert haben. Wörle selbst ist von der unglaublichen Anstrengung so erschöpft, dass er bei offenem Zelt einschläft. Später steigt er zum Basecamp ab und verbringt dort mehrere Tage, bis er einen nächsten Gipfelanstieg unternimmt. Aber seine Kondition reicht noch nicht. Auf über 7.000 Metern erlangt er die Gewissheit darüber, dass er umkehren muss – spannt seinen Gleitschirm auf und begibt sich auf den atemberaubendsten Flug seines Lebens.